WWF: Brüssel bestätigt fachliche Notwendigkeit für Isel-Schutzgebiet
Innsbruck, am 24. Januar 2013 – Aufatmen für Tamariske, Flussuferläufer, Pirol und viele andere bedrohte Tier- und Pflanzenarten der Isel. In Beantwortung eines Schreibens namhafter Österreichischer Wissenschaftler, allen voran Prof. Dr. Georg Grabherr, an EU-Umweltkommissar Janez Potoĉnik, bestätigte der oberste europäische Umweltbeamte am 8. Januar 2014, dass die Isel und ihre Zuflüsse als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen werden müssen. „Nach dem Österreichischen Nationalparkbeirat hat nun auch die EU-Kommission die Einzigartigkeit und Besonderheit der Isel gewürdigt. Darin sehen wir unsere jahrelangen Bemühungen um den Schutz der Isel bestätigt“, so Gebhard Tschavoll vom WWF.
26 österreichische Ökologen, Botaniker und Hydrologen, hatten im Dezember von der EU-Kommission Unterstützung für die Isel gefordert und ihrem Schreiben eine Liste bedeutender Arten angeschlossen, die im Gebiet vorkommen, aber noch immer nicht entsprechend den internationalen Bestimmungen geschützt sind. Besonders augenfällig sind diese Versäumnisse bei der Deutschen Tamariske. Für diese bedrohte Pflanzenart alpiner Flüsse sind gemäß den EU-Naturschutzbestimmungen spezielle Schutzgebiete auszuweisen.
„Die Isel beherbergt einige für Österreich mittlerweile sehr seltene Tier- und Pflanzenarten, und es ist hoch an der Zeit, dass diesem Umstand mit einer gesetzlichen Unterschutz- Stellung Rechnung getragen wird“, erklärt Professor Grabherr. Umso erfreulicher ist auch für Österreichs Wissenschaftler des Jahres 2012, dass EU-Kommissar Potoĉnik nun seine Unterstützung für die Nominierung der Isel und ihrer Zubringer Schwarzach, Tauernbach und Kalserbach als Europa-Schutzgebiet zugesagt hat.
Neben der Tamariske belegen zahlreiche andere Arten die Sonderstellung der Isel als letzten intakten Gletscherfluss der Zentralalpen: So wurde in einem Auwald der Oberen Isel 2011 erstmals wieder ein brütender Pirol in Osttirol nachgewiesen. Dieser auffällige Zugvogel hat in Tirol bereits einen Großteil seines Lebensraumes eingebüßt, an der intakten Isel findet er aber noch ein Rückzugsgebiet. Auch andere Raritäten der Artenvielfalt, wie die streng geschützte Gelbbauchunke, der imposante Huchen oder die bizarre Dornschrecke, leben und pflanzen sich in und an den Wassern der Isel fort.
Seit mehreren Jahren ist ein Disput zwischen Natura 2000 – Befürwortern und Gegnern entbrannt, der im vergangenen Herbst in Ausreißaktionen der Deutschen Tamariske durch Unbekannte gipfelte. Hintergrund ist ein Wasserkraftwerksprojekt, das die Bürgermeister der Gemeinden Virgen und Prägraten gemeinsam mit der Innsbrucker Planungsfirma Infra und Energieversorgungsunternehmen verwirklichen wollen. Während die Befürworter des Kraftwerks der Oberen Isel Schutzwürdigkeit absprechen, beharren Naturschützer und Bürgerinitiativen auf der Unvereinbarkeit des Kraftwerksprojektes mit Natura 2000.