Netzwerk
betreuter Fluss: Lutz
Kontaktinfo: Netzwerk Lebensraum Lutz
Sprecher: Christoph Aigner
E-Mail: c.aigner@tisca.com
Web: https://www.alpenschutzverein.at/schuetzt-die-obere-lutz
Das Netzwerk Lebensraum Lutz informiert die Öffentlichkeit über ein Kraftwerksvorhaben im Biosphärenpark Großes Walsertal. Das Kraftwerk soll an der oberen Lutz errichtet werden. Der betroffene Flussabschnitt liegt zur Gänze in der Kernzone des Biosphärenparks Großes Walsertal, in der ein Errichtungsverbot für Kraftwerke gilt. Ein Kraftwerksbau würde gegen geltendes Recht verstoßen.
Das Netzwerk verfolgt eine möglichst naturnahe Entwicklung der Lutz und wird vom Alpenverein, Alpenschutzverein, Naturschutzbund, Naturfreunden, Naturschutzrat und der Initiative Ludesch getragen.
Die das Netzwerk unterstützenden Organisationen sprechen sich klar für den Erhalt und eine naturnahe Entwicklung der Lutz aus. Das Kraftwerk würde eine ca. 4km lange Restwasserstrecke im Herzen des Biosphärenparks mit sich bringen. Die Strecke liegt zwischen Garsella und Sonntag. Sie ist ein ökologisch weitgehend intakter und sensibler Flussabschnitt mit Wildwassercharakter und Kiesbettfluren. Die bedrohte Fließstrecke wird von ausgedehnten Erlenauen gesäumt und ist zur Gänze als schützenswertes Biotop ausgewiesen.
Die projektierte Wasserentnahme liegt deutlich über dem mittleren Jahresabfluss der Lutz. Das bedeutet, die Lutz würde an vielen Tagen im Jahr nur die Minimalabgabe an Restwasser bekommen. Um die Auswirkungen auf die Lebensgemeinschaften seriös zu beurteilen, bedarf es einer fundierten Restwasserstudie.
Problematisches Verhältnis – Das Verhältnis von absehbaren ökologischen und biologischen Schäden einerseits sowie errechneter Jahresleistung andrerseits ist denkbar schlecht. 4 km Fließstrecke würden wegen einer Jahresleistung von nur 16 GWh zu einer Restwasserstrecke. Das entspricht 0.63% der jährlich in Vorarlberg aus Wasserkraft gewonnene Energiemenge. Die Wasserkraft in Vorarlberg ist schon zu rund 85 % ausgebaut.
Im Wissen um die Gefährlichkeit der globalen ökologischen Krise und ihrer regionalen und lokalen Auswirkungen heißt das Gebot der Stunde, Schutz und Stärkung der verbleibenden ökologischen Gemeinschaften statt Mobilisierung des letzten Aufgebots. Für das Netzwerk ist klar: Das ökologische Kapital des Walsertals ist die naturnahe Entwicklung dieser Flussperle und nicht ihre Zerstörung per wasserwirtschaftlicher Nutzung.
Wechselvolle Vorgeschichte – Im Sommer 2021 werden Pläne über ein Kraftwerksprojekt der VKW, an dem sich Erhard Holz beteiligt, publik. Das Kraftwerk soll an der oberen Lutz errichtet werden. Es liegt in der Kernzone des Biosphärenparks Großes Walsertal, in der ein Errichtungsverbot für Kraftwerke gilt.
Anfang April 2022 interveniert das Netzwerk Lebensraum Lutz beim Biosphärenpark und seinem Aufsichtsorgan, dem nationalen MAB-Komitee. Das Netzwerk schlägt dabei eine Evaluation des Flussabschnitts durch ein unabhängiges gewässerökologisches Büro sowie die Entwicklung eines Projekts zur möglichst naturnahen Flussentwicklung unter Einbeziehung der Land- und Forstwirtschaft, des ökologischen Tourismus und der Bevölkerung vor.
Im Lauf des Frühjahrs spricht sich das MAB-Komitee per Beschluss gegen das Kraftwerksprojekt aus. Daraufhin distanziert sich auch der Biosphärenpark vom Kraftwerksvorhaben und bereitet ein Förderansuchen beim Land für eine gesamtheitliche Studie als Basis für die weitere Flussentwicklung vor.
Screening trotz Errichtungsverbot – Inzwischen hat sich die Situation geändert. Obschon die Rechtslage eindeutig ist, zeigt sich der Biosphärenpark erneut unsicher und zögert. Ein beim Landschaftsökologen Gregory Egger in Auftrag gegebenes Screening soll Expertise zur Entscheidungsfindung liefern. Es wird unabhängig davon durchgeführt, ob ein Kraftwerksprojekt in der Kernzone überhaupt möglich ist.
Das Screening fokussiert auf die ökologisch kritischen Punkte des Kraftwerkprojekts und darauf, wo angesetzt werden müsste, um das Projekt zu optimieren. Die Ergebnisse sollen Anfang März auf der Sitzung der Regio Großes Walsertal präsentiert werden. Und dem Biosphärenpark dabei helfen, zu einer definitiven Entscheidung zu kommen.
Für das Netzwerk ist damit der Zeitpunkt gekommen, um die Öffentlichkeit zu informieren. Der Biosphärenpark steht vor einer schwerwiegenden Entscheidung. Entscheidet er sich gegen das weitere Verfolgen des Kraftwerksprojekts in der Kernzone ist das Projekt vom Tisch. Und die gesamtheitliche Studie für eine möglichst naturnahe Entwicklung der Lutz könnte vom Land Vorarlberg gefördert werden.
Warum zögert der Biosphärenpark? – Die Rechtslage ist eindeutig und die Aufsichtsbehörde des Biosphärenparks hat ein klares Wort gesprochen. Der MAB-Beschluss ist auch die Grundlage für die Landespolitik. Landesrat Zadra hat dem Netzwerk zugesichert, eine „Studie, die ein Kraftwerksprojekt in der Kernzone verfolgt“ bis auf weiteres nicht zu fördern. Selbst die VKW versichern, kein Projekt weiterverfolgen zu wollen, dass den Status „Biosphärenpark“ gefährdet.
Das Netzwerk appelliert an den Biosphärenpark im Sinne seiner Statuten und Kriterien zu handeln und die ganzheitliche Studie zur weiteren Flussentwicklung gemeinsam mit dem Netzwerk Lebensraum Lutz zu verfolgen.
Schönheit der Lutz – Gemeinsam mit dem Naturfilmer Philipp Salzgeber präsentierte das Netzwerk das Video „Obere Lutz – eine Flussperle im Biosphärenpark Großes Walsertal“. Es zeigt die beeindruckende ökologische Vielfalt und Schönheit der oberen Lutz und ist ein bildstarkes Plädoyer für den Erhalt dieses noch weitgehend intakten Flussabschnitts.
Aktuelle Informationen finden Sie unter
https://www.alpenschutzverein.at/schuetzt-die-obere-lutz
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