Presse 2011

Abschluss der Ausstellung in Graz

WWF-Ausstellung „Mythos Wasserkraft“ kommt nach Graz

WWF und Plattform „Rettet die Mur“ fordern: Aus für die Kraftwerke Graz-Puntigam und Gratkorn

Letzter Tag der Ausstellungstour

Graz, 12. Mai 2011 – Wasserkraft ist sauber, klimaneutral und macht Österreich unabhängig von Kohle und Atom. Kaum eine Energiequelle hat ein besseres Image. Erst auf den zweiten Blick wird deutlich: Wasserkraftwerke jeder Art bedeuten massive Eingriffe in die Natur, tragen zum Artenschwund bei und verschlechtern die Ökosystem-Dienstleistungen gesunder Flüsse. Darauf machte der WWF mit seiner Ausstellung „Mythos Wasserkraft“ aufmerksam, die seit 27. April durch Österreich tourte und heute in Graz zum letzten Mal gezeigt wird. Mit dieser Ausstellung will der WWF die Wasserkraftdiskussion auf die fachliche Realität zurückholen und zu einer nachhaltigen Energiediskussion beitragen.

„In der Steiermark sind derzeit 16 Kraftwerke geplant, die unter anderem sensible Gebiete wie den Huchenlebensraum oberhalb von Graz zerstören oder stark beeinträchtigen würden“ erklärt Christoph Litschauer, WWF-Gewässerökologe. „Bereits 30.000 Grazerinnen und Grazer haben sich gegen das Kraftwerk Graz-Puntigam ausgesprochen“ pflichtet ihm Clemens Könzcöl von der Plattform „Rettet die Mur“ bei. „Das ist ein deutliches Signal an die steirische Landesregierung diesen Kraftwerken eine Absage zu erteilen“ so Könzcöl.

Der WWF überprüft in seiner aktuellen Ausstellung den Wahrheitsgehalt energiewirtschaftlicher Argumente im Wettlauf um die letzten nutzbaren Fluss-Strecken.  160 große und mittlere neue Kraftwerksvorhaben bedrohen Österreichs  Flussjuwele. Oftmals liegen die Projekte mitten in strengen Schutzgebieten oder Nationalparkregionen. Ökologisch und sozial verträglicher Ausbau der erneuerbaren Energien und die längst überfällige Nutzung der brachliegenden Einsparpotentiale lautet das Gegenrezept des WWF.

Mythos: Wasserkraftausbau macht uns energieautark

Österreichs Stromhunger kann durch Wasserkraft nicht gedeckt werden, wenn der Verbrauchszuwachs von derzeit zwei Prozent pro Jahr weiterhin alles auffrisst. „Wir sind nicht gegen den weiteren Ausbau der Wasserkraft, aber er muss mit Maß und Ziel erfolgen“ erklärt Christoph Walder vom WWF. „Sonst sind in ein paar Jahren die letzten Flüsse zerstört und das Energieproblem bleibt dennoch ungelöst“. Fakt ist, dass Österreich 2009 als Teil des europäischen Strommarktes mit rund 70.000 GWh gleich viel Strom erzeugt wie verbraucht hat.

Mythos: Wasserkraft ist eine umweltfreundliche Energiequelle

Österreichs 4.034 Wasserkraftwerke haben unsere Fließgewässer bereits massiv beeinträchtigt. 70 Prozent der heimischen Flüsse und Bäche liefern schon Strom. Ihr Wasser ist zwar sauber – aber Gewässergüte, Grundwasserqualität und Selbstreinigungskraft laufen Gefahr, ins europäische Schlussfeld abzurutschen. Mit der Degradierung der Flüsse geht die Zerstörung ihrer Auen als wichtige Lebensräume bedrohter Arten und als Retentionsraum im Hochwasserfall einher. Wenn wir auch in Zukunft sauberes Trinkwasser wollen, müssen wir den Wasserkreislauf mit Flüssen, Seen, Feuchtgebieten und Grundwasserspeichern schützen.

Mythos: Saubere Wasserkraft ersetzt schmutzige Kohle

In den großen Pumpspeicherkraftwerken der Alpen wie dem Kopswerk II in Vorarlberg oder Kühtai in Tirol müssen große Wassermengen bewegt werden. „Mit billigem Atom- und Kohlestrom aus dem Ausland wird das Wasser in den Speichersee hinaufgepumpt und dann am nächsten Tag über die Turbinen als ‚sauberer Strom aus heimischer Erzeugung’ abgearbeitet – das reinste Greenwashing“, klärt Walder auf. Weil Pumpspeicherkraftwerke vor allem Spitzenstrom für den Export liefern, tragen sie auch kaum zu Österreichs Versorgungssicherheit bei.

Mythos: Small is beautiful – Kleine Kraftwerke sind unbedenklicher als Große

Kleinwasserkraftanlagen mit einer Leistung unter zehn Megawatt haben auf Ökosysteme sogar schlimmere Auswirkungen als große. Das liegt einerseits an der großflächigen Auswirkung der zahlreichen Anlagen – derzeit etwa 3. 380 – auf die Natur, und andererseits an der geringen Energieausbeute im Vergleich zum Gewässerverbrauch von etwa 200 Metern pro Gigawattstunde und Jahr. Kleine Kraftwerke zerstören demnach für die gleiche Energieausbeute im Vergleich bis zu acht Mal mehr Flussnatur als Großkraftwerke.

WWF-Lösung: Nicht mehr erzeugen, sondern intelligenter verbrauchen

Der in der Energiestrategie Österreichs angestrebte Ausbau der Wasserkraft um sieben Terrawattstunden bis 2020 deckt nur den Verbrauchszuwachs, nicht jedoch den Gesamtbedarf an Strom ab. „Viel wichtiger als neue Kraftwerksbauten ist, endlich die riesigen Potentiale zu nutzen, die in der Energieeffizienz brachliegen“, erklärt Walder. In Einsparungen und der Nutzung und Förderung moderner technischer Lösungen etwa in den Bereichen Gebäudesanierung, Beleuchtung, Warmwasseraufbreitung und Verkehr liegt vier Mal mehr energetisches Potential als im Totalausbau der Wasserkraft.

Studie und Factsheet „Mythos Wasserkraft“

Kontaktpersonen

Rückfragen an:

Claudia Mohl
WWF-Pressesprecherin
Tel. +43 1 488 17-250 oder
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E-Mail: claudia.mohl@wwf.at

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