Breite Allianz für die Rettung des Tiroler Inn
Innsbruck, 26. März 2014 – Einen wahren Hagel an Kritik von allen Seiten gibt es anlässlich der bevorstehenden Einreichung des geplanten Laufkraftwerks Mittlerer Inn (RMI) zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Das Vorhaben fällt nach einer Einschätzung des WWF beim Kriterienkatalog für die weitere Nutzung der Wasserkraft des Landes Tirol durch. Unterstützung bekommt die Umweltorganisation auch vom Tiroler Fischereiverband, der Bürgerinitiative gegen das RMI und von den Grundbesitzern aus den betroffenen Gemeinden. Eine Studie beschreibt das Kraftwerk außerdem als wirtschaftliches Millionengrab.
Noch in diesem Monat soll das Regionalkraftwerk Mittlerer Inn zur Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht werden. „Ohne einen fundierten und mit allen Betroffenen abgestimmten Plan, wie es mit dem Inn weitergehen soll, darf es nicht zu solchen Eingriffen wie dem geplanten Stau am Inn kommen. Wir verbauen uns damit die ökologische Zukunft am Inn“, warnt Gebhard Tschavoll vom WWF in Tirol. Der Inn besitzt mit knapp 155 Flusskilometern von allen Flüssen Österreichs die längste ununterbrochene Fließstrecke. Diese Durchgängigkeit, das nachgewiesene Vorkommen geschützter Arten im Staubereich sowie das betroffene Naturschutzgebiet Gaisau resultieren nach WWF–Einschätzung in einer negativen Bewertung der Bereiche Gewässerökologie und Naturschutz laut Tiroler Kriterienkatalog Wasserkraft.
Der Verlust der freien Ausbreitungsmöglichkeit und geeigneter Laichhabitate bedroht die Existenz der Arten im Inn. Das sehen auch die Fischer so: „Der Inn ist unser aller Landesfluss und laut Nationalem Gewässerbewirtschaftungsplan eines der prioritären Sanierungsziele Österreichs. Es müssen also ökologische Verbesserungen für den Inn herbeigeführt werden und keine erneuten Verschlechterungen. Das RMI-Kraftwerk wird den Inn gravierend beeinträchtigen und deshalb spricht sich der Tiroler Fischereiverband gegen dieses Projekt aus“, sagt Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischereiverbandes.
Auch die Bürger sind besorgt: „Die Grundwassersituation im Bereich Flaurling Bahnhof ist zu Zeiten der sommerlichen Hochwässer bereits jetzt angespannt und fast jedes Haus hat eine passende Pumpenanlage zur Wasserhaltung im Keller“, so Josef Jenewein von der Bürgerinitiative gegen das RMI. Die Bürgerinitiative, bestehend aus den Anrainern der Gemeinden Flaurling, Polling, Pettnau und Telfs, macht seit Veröffentlichung der Aufstau-Pläne gegen das Kraftwerk mobil. Auch die von den Kraftwerksbetreibern favorisierte technische Lösung, den 4,2 Kilometer langen Rückstaubereich mit Bentonit-Matten abzudichten, überzeugt die Bürger nicht, weil diese Technik nicht erprobt wurde. Im Falle eines Inn-Hochwassers befürchten die Anrainer ein kontrolliertes Fluten des Hinterlandes. Auch die Landwirte wehren sich gegen das Kraftwerk: „Um unseren Beruf ausüben und auf unseren Höfen bleiben zu können brauchen wir unser Land. Über die Folgen im Fall einer Enteignung müssen sich die verantwortlichen Politiker im Klaren sein“, warnt Josef Praxmarer, Bauer aus Flaurling und Sprecher der Initiative „Unser Land“.
Der WWF kritisiert auch die fehlende Wirtschaftlichkeit des Projekts. Die Studie des auf energiewirtschaftliche Fragestellungen spezialisierten Innsbrucker Beratungsunternehmens e3 consult belegt, dass eine Megawattstunde RMI-Strom mehr als doppelt so teuer wäre wie dieselbe Strommenge derzeit am europäischen Strommarkt kostet. „Unter Einbeziehung aller vorliegenden Daten und der wahrscheinlichen Entwicklungen am Strommarkt, wäre das Kraftwerk RMI unrentabel, weil sich die Kosten auch nach 60 Jahren nicht amortisiert haben würden, und die Betreiber mit einem Minus von 36 Millionen Euro die Investitionskosten nicht refinanzieren könnten“ meint Studienautor Jürgen Neubarth in seiner Zusammenfassung. „Das RMI-Kraftwerk wäre also ein Millionengrab“, so Tschavoll abschließend.