Äschen, Huchen, Urforellen & Co: Jungfische bei Pettnau ausgesetzt
Innsbruck, am 4. Oktober 2012 – Die Fischfauna im Inn ist in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen: Nur noch zwei von ehemals 33 natürlich vorkommenden Fischarten sind erhalten geblieben. Vor allem Kraftwerksbauten und Regulierungsmaßnahmen setzen der Fischfauna zu. „An den hart verbauten Ufern verlieren die Fische Laichplätze, gute Einstände und Fluchtmöglichkeiten im Hochwasserfall. Das verringert ihren Fortpflanzungserfolg, und die Bestände gehen zurück“, erklärt Christoph Walder vom WWF. Durch die Revitalisierungen der vergangenen Jahre, wurde die Voraussetzung für die Rückkehr vieler Arten geschaffen. Gemeinsam mit dem Tiroler Fischereiverband und der Innsbrucker Fischereigesellschaft werden heute und in den nächsten Tagen zwischen Innsbruck und Telfs 40.000 Jungfische aus heimischen Arten eingebracht. Darunter ist auch der Huchen, Fisch des Jahres 2012.
Bereits im Rahmen des Revitalisierungsprogramms „der.inn-lebendig und sicher“, – einem Kooperationsprojekt von Lebensministerium, Land Tirol und dem WWF – wurde mehr Lebensraum für Fische geschaffen. Projekte im Oberen Gericht, aber auch im Mittleren Inn zwischen Telfs und Zirl tragen dazu bei, dass ursprünglich im Inn heimische Fischarten wie Äschen, Nasen oder Urforellen wieder viel bessere Bedingungen vorfinden. Für diese Revitalisierungsmaßnahmen wurden vom Land Tirol, vom Lebensministerium und vom WWF rund vier Millionen Euro investiert. „Die Bestandszunahme bei der Äsche zeigt, dass diese wiedergewonnenen Lebensräume als Laichplätze außerordentlich gut genutzt werden. Die wieder hergestellten Au-Flächen haben einen enormen Wert für die Gewässerökologie und die Lebewelt des Flusses. Sie sind Hoffnungsgebiete für die Erholung der Artenvielfalt des Inn“, sagt Christoph Walder, Flussexperte des WWF.
In einer gemeinsamen Initiative von Fischern und dem WWF soll diese Artenvielfalt in den nächsten Jahren erhöht werden. Den Anfang macht der gezielte Besatz mit heimischen Urforellen, Äschen, Nasen und Huchen, die heute in der Revitalisierungsfläche bei Pettnau ausgesetzt wurden. Gerade die Vorkommen des seltenen Huchens können somit aktiv gestützt werden. „Neben dem Pflichtbesatz ist es uns sehr wichtig, die Artenvielfalt am Inn zu verbessern und weitere Fischarten wieder heimisch zu machen. Diese Schritte sind auch Teil des Interreg-Projekts AlpÄsch mit Italien, bei dem adäquate und nachhaltig wirksame Managementmaßnahmen für den Erhalt und den Wiederaufbau von Äschenpopulationen umgesetzt werden“, so Markus Schröcksnadel, Obmann des Tiroler Fischereiverbands (TFV).
Den Fischern und dem WWF geht es aber nicht nur um die Fischfauna selbst. Auch andere flussbegleitende Tier- und Pflanzenarten wie der Biber, werden von den Maßnahmen profitieren und am Inn wieder mehr Platz finden. Um die Bevölkerung bestmöglich zu informieren, sind Schulprojekte, Vorträge und Exkursionen geplant.
Toni Innauer, Flussbotschafter des WWF, unterstützt die Vorhaben: „Der Inn ist in den letzten Jahrzehnten arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Eigentlich ist es bewundernswert, dass es seltene und gefährdete Arten wie die Äsche, der Huchen oder der Biber dennoch geschafft haben, sich anzupassen und am Tiroler Landesfluss zu überleben. Sie gehören alle zum Inn dazu und wir haben die Verantwortung, sie zu fördern, damit sie langfristig wieder Fuß fassen können.“
Insgesamt wurden heute in einem geeigneten Auwaldstück bei Pettnau vier verschiedene Fischarten im Inn ausgesetzt. „Ich bin stolz und freue mich, dass sich auch die Fischereigesellschaft Innsbruck in dieses Artenschutzprojekt einbringen kann. Wir lassen in unseren Revieren dieser Tage an die 5.000 Urforellen, 24.000 Äschen, 10.000 Nasen und zirka 40 Huchen ein. Diese Aufteilung entspricht in etwa der natürlichen Nahrungspyramide und Zusammensetzung im Inn“, erläutert Björn Striessnig, Obmann der Revierausschusses Innsbruck.
Eine höhere Artenvielfalt am Inn dient nicht nur dem Naturschutz, sondern trägt auch zum Erlebnis- und Erholungswert der Menschen bei. „All jene, die sich an der Natur erfreuen und viele Stunden darin verbringen, wissen einen naturnäheren Inn zu schätzen“, sind sich Toni Innauer, die Fischereiverbände und der WWF sicher.
„Den Inn und seine Artenvielfalt zu fördern, ist auch unsere Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen, damit diese auch naturnahe Flüsse erleben können“, unterstreicht Innauer abschließend.