WWF, Oesterreichische Nationalbank und Alpenpark Karwendel präsentieren Flussrückbauprojekt im größten Naturpark Österreichs
Hinterriß/Wien, 24. September 2014 – Während vielerorts in Tirol Flüsse und Bäche von Verbauung und Ableitung bedroht sind, geht man im Alpenpark Karwendel einen anderen Weg. In Partnerschaft mit dem WWF und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) wurde der Rißbach, einer der bedeutendsten Gebirgsflüsse im deutsch-österreichischen Grenzgebiet, an mehreren verbauten Stellen wieder in seinen ursprünglichen „wilden“ Zustand versetzt. Uferaufweitungen und die Entfernung von Blockwürfen und Dämmen geben dem Fluss nach zweijähriger Projektlaufzeit nun wieder mehr Raum zur Ausbreitung. Von der wieder gewonnenen Flussdynamik profitieren Ökologie und natürlicher Hochwasserschutz gleichermaßen. Martin Much, Umweltbeauftragter der OeNB, erklärt: „Mit seinem weitreichenden Engagement für den Flussschutz leistet der WWF seit Jahrzehnten unschätzbare Verdienste für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt. Wir freuen uns, diese Bemühungen als langjähriger Partner zu unterstützen.“
Intakte Ökosysteme sind in unserer durch menschliche Nutzung stark geprägten Landschaft extrem selten geworden. Umso bedeutender ist ihr Schutz für den Erhalt der Biodiversität und der vielfältigen Dienstleistungen der Natur – speziell in Zeiten des Klimawandels. Im Tiroler Karwendelgebirge prägen natürliche Wälder, ursprüngliche Flüsse und beeindruckende Bergspitzen die Landschaft. Doch selbst in diesem sehr naturnahen Gebiet ist die Landschaft nicht mehr gänzlich unversehrt. Deshalb ist man um die Wiederherstellung beeinträchtigter Lebensräume und der stellenweise verloren gegangenen natürlichen Dynamik von Ökosystemen bemüht.
„In unserem Naturpark sichern wir vorrangig u.a. jene Ökosysteme, in denen die Naturkräfte noch vorherrschen oder sich wieder einstellen können – etwa mit Hilfe von Renaturierungen wie am Rißbach oder durch Einrichtung von Naturwaldreservaten“, bekräftigt Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Alpenparks Karwendel. Im Rahmen des zweijährigen Projekts wurde der Rißbach an drei Stellen aufgeweitet beziehungsweise von künstlichen Dammschüttungen befreit. Dadurch werden die Überschwemmungsräume des Flusses erweitert und Hochwasserspitzen gedämpft. „Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Karwendel und seine Ökosysteme klimafit zu machen“, so Sonntag.
Für den WWF gehört das Karwendelgebirge zu jenen Regionen des Alpenbogens, die wegen ihrer Ursprünglichkeit und Artenvielfalt besonders schützenswert sind. „Auch zählt das Karwendel zu den größten Wildnishoffnungsgebieten Österreichs, in denen nahezu unverfälschte Natur erlebbar wird“, unterstreicht Michael Zika, Naturschutzexperte des WWF Österreich. Im Alpenpark Karwendel sind gefährdete Arten wie der Tiroler Wappenvogel, der Steinadler, ebenso beheimatet wie die Deutsche Tamariske, Gämse und Steinbock. Zugleich ist das Karwendel mit nur einer einzigen ganzjährig bewohnten Ortschaft – Hinterriß –, das größte unbewohnte Gebiet Österreichs. Für den WWF Grund genug für die Initiierung des Rißbach-Projektes an einem der der „wildesten Flecken“ unseres Landes. „Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen – jetzt kann der Fluss hier wieder Fluss sein! In den nächsten Jahren wird sich nun der Rißbach wieder weitere Bereiche zurückholen, um auch noch die letzten Überbleibsel seines Korsetts zu beseitigen“, zeigt sich Michael Zika nach der heutigen Begehung beeindruckt.
Sieben Jahre erfolgreicher Flussschutz mit Hilfe der Nationalbank
Die OeNB hat sich im Rahmen ihrer Umweltpolitik zum Ziel gesetzt, die innerbetrieblichen CO2-Emissionen zu reduzieren und zusätzlich Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Mit dem WWF wurden bislang gemeinsame Flussrenaturierungsprojekte an Inn, Traun, March und Rißbach umgesetzt. Diese Maßnahmen stellen die Durchgängigkeit ehemals abgedämmter Flüsse und Auwälder wieder her und unterstützen den ökologischen Hochwasserschutz – wichtige Elemente für ein Flussökosystem in Zeiten der Klimaveränderung.
Vorher/Nachher Fotos vom Rißbach zum Download finden Sie auf www.wwf.at/presse