Gepatschspeicher der TIWAG im Kaunertal Verursacher der Schlammwelle
Innsbruck, am 10. Januar 2014 – Aufmerksamen Beobachtern war bereits am Dienstag dieser Woche aufgefallen, dass der Tiroler Inn eine für die Jahreszeit ungewöhnliche schlammig-braune Färbung aufwies. So hatte der Obmann des 1. Tiroler Fliegenfischervereins, Dr. Stefan Trobos, festgestellt, dass der Inn praktisch über Nacht seine durchsichtige Farbe verloren hatte. Trobos informierte sofort den Landesumweltanwalt und das Amt der Tiroler Landesregierung als zuständige Stellen. Der Fischereiexperte mutmaßt, dass eine Stauraumspülung die Ursache für die Verfärbung des Inns ist.
Dem Vernehmen nach war es im Triebwasser des Gepatsch-Speichers des TIWAG Kraftwerks Kaunertal zu einer Erhöhung des Schwebstoffanteils gekommen. Dadurch wurden beträchtliche Mengen an Feinsediment aus dem Sohlbereich des Speichers in den Inn gespült. „Gerade jetzt – wo tausende Forellen ihre Eier auf die noch verbliebenen Schotterbänke gelegt haben, kommt dieser Schlamm-Tsunami der TIWAG und macht möglicherweise die gesamte Reproduktion der Art auf hundert Kilometern zunichte. Das hat mit dem propagierten sauberen Ökostrom aus Wasserkraft nichts zu tun“, erklärt Gebhard Tschavoll vom WWF.
Bereits bei einer geringen Belastung mit Schwebstoffen kommt es innerhalb von 24 Stunden zu einer Beeinträchtigung von Fischlarven, Fischeiern und Kleinstlebewesen wie Köcherfliegen-Larven. Im aktuellen Fall zeigte der Messpegel des Hydrografischen Dienstes der Stadt Innsbruck am Dienstag einen Messwert von 953 Milligramm Schwebstoffen pro Liter Wasser an. Fliegenfischer Trobos ist entsetzt: „Das ist eine sechsfach höhere Belastung als jener Wert, der als Schwellenwert für eine Schädigung gilt und hat deshalb fatale Auswirkungen auf die Fischfauna des Inns.“
Der Fischereiexperte hat festgestellt, dass sich durch den angelagerten Schlick deutlich weniger Fischnährtiere im Flachwasser befinden als noch letzte Woche. „Nachdem ich hunderte verschieden große Steine an unterschiedlichsten Stellen umgedreht habe, konnte ich gerade einmal zwei winzige Eintagsfliegenlarven entdecken. Ansonsten war kein Lebewesen unter den Steinen auffindbar“, erklärt Trobos betrübt. Für den WWF ist dieser Vorfall besonders ärgerlich, weil die Naturschutzorganisation seit vielen Jahren an der Wiederherstellung des Inns und seiner Fauna arbeitet und die Früchte der Initiative „Unser Inn“ nun gefährdet sind.
Ein druckfähiges Foto des Inns (6. 1. 2014) erhalten Sie auf Anfrage bei presse@wwf.at
Link zur Website der Tiroler Landesregierung zur Schwebstoffmessung